Wenn 70 Musiker, fünf Lieder und drei Juroren über ein Dirigentenleben entscheiden
Die Anspannung war groß auf dem Examenskonzert von Dirigentin Jasmin Zimmer an der Thierhauptener Mittelschule. Die Turnhalle wurde zum großen Prüfungssaal. Seit zwei Jahren leitet Zimmer das Gesamtorchester des Thierhauptener Musikvereins. Mit dem Examenskonzert beendete die 35-Jährige ihren Bachelorabschluss in dem Fach Musik mit dem Studienprofil Blasorchesterleitung.
Um die Abschlussprüfung zu bestehen, musste Zimmer die dreiköpfige Jury aus Prof. Dr. Maurice Hamers, Thomas Ludescher und Lothar Uth überzeugen. Vier bekannte Lieder sowie ein unbekanntes Stück musste das Orchester unter Zimmers Leitung spielen. Die 70 Musiker, größtenteils aus Mitglieder des Thierhauptener Musikvereins, hatten dafür mehrmals eigens geprobt. Das Dirigieren sowie das vorhergegangene Einüben von drei bekannten Liedern waren für das Fach Dirigat notwendig. Für die Prüfung im Fach Instrumentation spielte das Orchester das ebenfalls einstudierte Stück „A Somerset Rhapsody“. Das Werk von Gustav Holst war ursprünglich für ein Sinfonieorchester komponiert, weshalb Zimmer die Noten zunächst für das Blasmusikensemble übersetzen musste. Knapp zwei Wochen habe sie allein für das Umschreiben benötigt, erinnerte sich die Bachelorandin.
Der letzte Prüfungsteil verlangte erneut viel von dem Orchester und der Dirigentin ab. Bei der sogenannten Lehrprobe wurde den Musikern ein vollkommen unbekanntes Stück vorgelegt. Die Dirigentin hatte dabei die schwere Aufgabe, das Orchester an das neue Musikstück heranzuführen.
Um die Leistung der Kandidatin bei dieser Prüfungsaufgabe noch besser beurteilen zu können, mischte sich die Jury sogar unter das Orchester. Takt für Takt kämpfte sich Zimmer gemeinsam mit den Musikern durch die Aufgabe. Hochkonzentriert und mit viel Geduld erklärte die Dirigentin, worauf es in dem neuen Stück besonders ankomme. Immer wieder forderte sie dabei die einzelnen Register auf, die schwierigen Stellen nochmals zu wiederholen.
Nach einer halbstündigen Beratung verkündeten die Juroren das Ergebnis. Jasmin Zimmer überzeugte und bestand die Bachelorprüfung mit den Noten gut und sehr gut. Ein Dirigent müsse an die Erinnerungen der Zuhörer anknüpfen, und die Musik zum Leben erwecken, sagte Prof. Dr. Maurice Hamers vom Leopold-Mozart-Zentrum in Augsburg. „Es war ein fantastisches Erlebnis,“ fasste der Bachelor-Betreuer das Abschlusskonzert seiner Studentin zusammen.
Besonders seien an der Absolventin und ihrer Arbeitsweise, dass sie die Philosophie der Fakultät, das Musizieren mit Herz und Seele, vorbildlich vereine. Ob sie an den Bachelor auch einen Master anhängen wird, ist noch nicht sicher. Den Thierhauptener Musikverein werde sie aber auch nach dem Abschluss als Dirigentin weiterhin anführen, versprach Jasmin Zimmer.
Quelle: Augsburger Allgemeine