Dreikönigskonzert wirft Schatten voraus
Mit den alljährlichen Konzerten an Ostern und Dreikönig begeistert der Musikverein Thierhaupten regelmäßig die Freunde konzertanter Blasmusik.
Der Tradition folgend will man auch am kommenden 6. Januar wieder zu einem derartigen Ereignis einladen. Dazu firmiert man künftig unter dem Namen Konzertorchester. Hörgenuss steht an erster Stelle, dieser stellt sich aber nicht von selbst ein, sondern muss bisweilen hart erarbeitet werden. Mit einer öffentlichen Probe – ein Novum für das Orchester – wollten Dirigent Andreas Glatzmaier und seine 51 Aktiven am Freitagabend ein breiteres Publikum an dieser Arbeit teilhaben lassen. Der erwartete Besucheransturm blieb jedoch aus. Die wenigen Gäste erhielten einen Eindruck zur teilweise harten Arbeit und einen, wenn auch nur abschnittweisen Hörgenuss.
Der Wechsel vom Probenraum in den Tassilosaal lohnte sich dennoch: die bessere Akustik half Orchesterchef Glatzmaier an Feinheiten zu feilen. „Musik ist nicht das was drinsteht, sondern wie man es betont“, verdeutlichte der Dirigent eingangs. Wie bei einem normal gesprochenen Satz, dem die Hervorhebung von Wörtern oder Silben eine jeweils andere Bedeutung gibt, komme es auch in der Musik auf die Auslegung der Komposition an. Dazu haben die Herrschaften am Taktstock jeweils ganz eigene Vorstellungen. Genau diese gilt es herauszuarbeiten. Während für die Damen und Herren an den Instrumenten die Proben unmittelbar nach dem Kraftakt Festwoche begannen, hat sich der Dirigent schon Monate vorher Gedanken zum Programm gemacht. Die Auswahl der Kompositionen dürfte dabei noch der geringere Aufwand gewesen sein.
Schwieriger dagegen ist die Umsetzung, also das Setzen der Betonung und das Herausfeilen feinster Nuancen. Je nach gewähltem Stück dauert nach Glatzmaiers Aussage seine Vorarbeit wochen- und sogar monatelang. Die dann in der Vorstellung gefundene Interpretation gilt es schließlich zusammen mit dem Klangkörper umzusetzen. Bisweilen kann das harte Arbeit sein, die bei einigen Takten für Außenstehende fast wie eine Endlosschleife erscheint. Perfekt soll es am Ende klingen und bis zum 6.Januar stehen noch einige Probentermine an. Auf dem Programm stehen dann laut Andreas Glatzmaier unter anderem „A Choral for a solemn“ von Marc van Delft, „Stockholm Waterfestival“ von W.Francis McBeth und Luigi di Ghisallos über 17-minütiges „Of Sailors and Whales“.
Festakt zum 160 jährigen Bestehen
Beim Festakt mit großer Gratulantenschar zum 160-jährigen Bestehen des Musikvereins Thierhaupten blickten die Gratulanten zurück – und auch in die Zukunft des Vereins.
Zusammen mit zahlreichen Gästen feierte der Musikverein Thierhaupten am Ostersonntag seinen 160. Geburtstag. Vorsitzende Manuela Mayr zeigte sich in ihrer Begrüßung froh über das Echo der Einladungen. Tatsächlich waren sowohl die Ortsvereine als auch die Paten aus Aindling sowie die Vertreter aus Politik und Allgäu-Schwäbischem Musikbund vollzählig gekommen; die vorgesehene Bestuhlung im Kapitelsaal des Klosters musste deshalb sogar noch erweitert werden. Nicht fehlen durften in dem vom T3-Brass-Ensemble dem Anlass entsprechend passend musikalisch begleiteten Festakt die Grußworte. Bürgermeister Toni Brugger sagte, während man hier im familiären Kreis feiere, werde die große Geburtstagsparty mit der Festwoche erst im August folgen.
Als Begleitung durch alle Lebenslagen treffe der Musikverein immer den richtigen Ton und habe durch die vielen unter dem Dach des Vereins parallel laufenden Gruppierungen beinahe eine "Konzernstruktur". Angela Ehinger, die Vorsitzende des ASM-Bezirks 15, erinnerte an die vom Jubilar ausgerichtete erste Festwoche im Jahr 1967 und den damit einhergehenden Beitritt zum ASM. Neben einem Lob für die gute Nachwuchsarbeit gab es auch den Hinweis auf die Festwoche; zusammen mit dem Jubelverein feiere man dann das 44. Bezirksmusikfest. Als früher selbst aktiver Musikant outete sich Landrat und Bezirkstagspräsident Martin Sailer. Gesellschaftliches Leben sei ohne die internationale Sprache der Musik und ehrenamtliches Engagement nicht möglich.
In Person von Christoph Lang hatten die Organisatoren nicht nur ein Vereinsmitglied, sondern in seiner Funktion als Bezirksheimatpfleger auch berufenen Festredner gewonnen. Nach seinen Ausführungen wurde die erste Musikkapelle in Thierhaupten bereits 1749 erwähnt. Die Vereinsgründung führte er auf die seinerzeitigen Aktivitäten der Sängerbewegung zurück. Nach Sängerfesten in Nürnberg (1861) sowie Aichach und Augsburg (beide 1863), hoben nur einen Tag nach dem Augsburger Fest Georg Koch, Lehrer Georg Kruis, Hiermonymus Gisser und Michael Hölzl den Verein aus der Taufe. Als Gesangverein Harmonie war die Erweckung und Vervollkommnung von Musik und Gesang das Ziel.
Der Musikverein Thierhaupten ist damit einer der ältesten dörflichen Vereine dieser Art. Die Aufnahme der Instrumentalmusik in den Vereinszweck sei kein Zufall, zumal das örtliche Kloster als musikkulturelles Zentrum prägende Funktion hatte. Lang schloss seine Ausführungen mit der Hoffnung, Thierhaupten solle noch lange ein musikkultureller Hotspot bleiben. Aufgrund des Osterverkehrs hatte sich der stellvertretende ASM-Präsident Theo Keller etwas verspätet. Er spannte in seinem Grußwort den Bogen zur Gegenwart und lobte das Durchhaltevermögen während der Corona-Maßnahmen. Man habe sich nicht entmutigen lassen und eines der wichtigsten Kulturgüter weiter gepflegt. Nach einem Rückgang der Aktiven während der Zwangspause erlebe man nun wieder steigende Mitgliederzahlen. Mit "Viva la Musica" wünschte er dem Bezirksmusikfest und der Festwoche gutes Gelingen
Quelle: Augsburger Allgemeine
Osterkonzert 2023
Pünktlich endete am Ostersonntag der Festakt des Musikvereins Thierhaupten zu seinem 160-jährigen Bestehen.
Die größte Sorge von Vorsitzender Manuela Mayr, das auf 19 Uhr 30 terminierte Osterkonzert könnte nicht rechtzeitig beginnen, erwies sich damit als unbegründet. Für einen zweiten Punkt gab es jedoch keine Lösung: der Besucherandrang im Tassilosaal war so groß, dass sämtliche vorhandenen Stühle zwar aufgestellt waren, aber nicht ausreichten. Den zuletzt gekommenen Gästen blieb damit nur die Wahl zwischen Stehplatz oder unverrichteter Dinge den Heimweg anzutreten.
Aufgrund der vielen Aktiven, 50 Musikerinnen und Musiker im Gesamtorchester und 55 in der Jugendkapelle (15 agierten doppelt), entschied man sich nicht auf, sondern vor der Bühne zu spielen. Damit hatten die Akteure nicht mit der Enge der Bühne zu kämpfen und gleichzeitig versprach sich Dirigent Andreas Glatzmaier eine bessere Akustik. Beide Punkte erwiesen sich als zutreffend: die Gäste erlebten einen genussvollen Abend mit konzertanter Blasmusik. Noch dazu saßen die ersten Reihen des Publikums quasi mitten im Orchester.
Den Abend eröffnete die von Dirigent Andreas Glatzmaier bestens eingestellte Jugendkapelle. Das Festhalten an der mit hohen finanziellen Aufwendungen verbundenen Nachwuchsarbeit hat sich trotz schwieriger Coronazeit somit gelohnt. Nach drei Stücken, darunter das fast neunminütige „Schmelzende Riesen“ von Armin Kofler, wechselten die Akteure.
Mit der Festmusik der Stadt Wien von Richard Strauß übernahm das Gesamtorchester den Platz vor der Bühne. Auch hier hatte Taktgeber Glatzmaier in den vorangegangenen Proben gut gearbeitet. Die Stimmungen der einzelnen Stücke, ob traurig, beschwingt oder getragen – waren sauber herausgearbeitet und die Auswahl der Stücke abwechslungsreich. Genannt sei an dieser Stelle das von Robert Reynolds arrangierte „Folk Dances“ von Dmitri Shostakovich. Wie die durch das Programm führende Anja Gastl in ihrer Moderation anmerkte: da dürfte in den Proben wohl kaum ein Auge trocken geblieben sein. Gemeint war damit eine über vierminütige höchste Anforderung an den gesamten Klangkörper bei rasendem Tempo.
Mit „Terra Vulcania“ hatte auch das Gesamtorchester ein großes Kaliber im Programm. Über zehn Minuten befasst sich das Werk von Otto M.Schwarz mit der Entstehung der Erde, entsprechend vielschichtig sind die Stimmungslagen, die jedoch weder für den Mann am Taktstock, noch für seine ihm folgenden 50 Damen und Herren ein Problem darstellten. Eine Auswahl aus Richard Shermans Mary Poppins beendete das offizielle Programm. Um eine Zugabe kamen Andreas Glatzmaier und die Seinen jedoch nicht herum: „Mountain Wind“ von Martin Scharnagl setzte letztlich den Schlusspunkt unter einen hörenswerten Abend.
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