Warum die Gruppe Überzwerch aus Thierhaupten mit einem ausrangierten Feuerwehrauto eine Reise nach Rumänien antritt und dort noch zünftig aufspielt.

Es war eine Last-Minute-Reise der etwas anderen Art. Das wird bei der Erzählung von Andreas Kiss ganz deutlich, denn der Musiker berichtet von einer 20-stündigen Autofahrt, die einfach nur anstrengend gewesen sei - und in nur eineinhalb Wochen vorbereitet wurde. In zwei Fahrzeugen – dem alten Löschfahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr Neukirchen und einem zweiten Wagen – kurvten neun Musiker aus Thierhaupten und Ion Simon nach Rumänien. Gemeinsam lieferten sie so direkt vor Ort das ausrangierte Feuerwehr-Fahrzeug ab.Feuerwehrauto Rumaenien

So kam es dazu: Nachdem die Freiwillige Feuerwehr Neukirchen ein neues Löschfahrzeug bekommen hatte, suchte der Marktgemeinderat nach einer Verwendung für das ausgediente Feuerwehrauto. Der aus Rumänien stammende Gemeindemitarbeiter, Ion Simon, brachte die Idee auf, das Auto der Feuerwehr im Geburtsort seiner Frau, in Botiza (Rumänien), zu spenden. Die reiselustige Gruppe „Überzwerch“ der Thierhauptener Musiker entschloss sich kurzerhand, das Fahrzeug dorthin zu bringen. Die erste gemeinsame Tour war es für die Musiker nicht. Sie waren bereits an einer Hochschule in Serbien zu Gast und mit der Tschernobyl-Hilfe in Weißrussland. Dieses Mal sollte es also in den Norden Rumäniens gehen, nach Botiza. An einem Mittwochnachmittag gegen 14 Uhr startete die Gruppe. Mit von der Partie waren Teresa und Andreas Kiss, Martina, Magdalena und Franz Hölzl, Janina Scherbinski, Christian Schuster, Michael und Walli Sedlmeyr sowie Ion Simon. Zwei Klarinetten, zwei Trompeten, ein Bassflügelhorn, eine Posaune und ein Baritonhorn wurden mit samt dem Gepäck der Mitreisenden im alten Löschfahrzeug verstaut.

Nach 20 Stunden Fahrt und rund 1300 Kilometer später erreichte die Truppe das Ziel: Botiza. Die Fahrt war anstrengend und mit einem kleinen Hindernis versehen. „Die Tank-Anzeige des Feuerwehrautos war defekt“, erinnert sich Andreas Kiss lachend. Die Gruppe war gerade von der ungarischen Autobahn abgefahren und befand sich nur noch unweit von der rumänischen Grenze entfernt, als das Fahrzeug stehen blieb. Die nächste Tankstelle war indes nicht weit, sodass der technische Defekt nicht weiter dramatisch war. In Botiza wurden sie von Bürgermeister Florea Poienar herzlich begrüßt. Doch nicht nur er hieß die deutschen Musiker willkommen. „Wir wurden von allen mit offenen Armen empfangen“, verrät Andreas Kiss und gerät über das leckere Essen fast schon ins Schwärmen. Übernachten konnten sie im Pfarrhaus des Orts, das ohnehin gerade leer stand. Auf dem zweitägigen Folklorefestival, das zur gleichen Zeit in der Ortschaft stattfand, kamen dann auch die Instrumente der Musiker zu ihrem Einsatz. Die unterschiedlichen Musikrichtungen waren für beide Seiten „ungewöhnlich“, berichtet Andreas Kiss. Typisch rumänisch sei der Einsatz von Geigen und der landestypische Gesang.

Die Thierhauptener Musiker entgegneten bei ihrem Auftritt mit typisch bayerischer Musik – und ernteten auch dafür Applaus. Schon während des Auftritts klatschten die Bürger Botizas eifrig mit. Am Montag traten die Thierhauptener dann die Rückreise an. Während zwei Mitreisende zurückgeflogen sind, quetschte sich der Rest samt Gepäck und Instrumenten in nur ein Fahrzeug und trat so die Heimreise an.

Termin: Wer diese Last-Minute-Aktion des Musikvereins (nachträglich) unterstützen möchte, kann dies mit einem Besuch beim „Aufspielen beim Wirt“ tun. Dieses findet am Samstag, 12. November, beim Klosterwirt in Thierhaupten statt. Die Spenden, die dabei eingesammelt werden, kommen dieser Aktion zugute.

 

Quelle: Augsburger Allgemeine