Die Wurzeln der Musik lassen sich in der Geschichte Thierhauptens einige hundert Jahre zurückverfolgen. Sie ist für das Dorfleben seit jeher von großer traditioneller Bedeutung. Die damals führenden Mitglieder des neu zu gründenen Musikvereins, Georg Koch (Vorstand), Georg Kruis (Direktor), Hieronymus Giesser und Michael Hölzl baten deshalb am 09. August 1863 in einem Schreiben an das königliche Bezirksamt Aichach, das weitere Bestehen des Vereins zu bewilligen. Mit dessen Erlaubnis war die Gründung des Musikvereins im Jahre 1863 „… zum Zwecke der Erweckung, Vervollkommnung und Pflege der Musik behufs geselliger Unterhaltung“ besiegelt.

Die Musikanten des neu gegründeten Vereins waren:

 

Hieronymus Giesser

  

Josef Hölzl

  

Bürgermeister Braun

 

Josef Hirn

 

Georg Giesser

 

Tobias Hölzl

 

Franz Hölzl

 

Edmund Hölzl

   Michael Hölzl

Nachdem zunächst Kaplan Wieland die Musikkapelle leitete, übernahm im Jahre 1865 der in Thierhaupten tätige Lehrer Georg Kruis dieses Amt. Der Vater von Georg Kruis war Oberst in einem K.u.K. Regiment und ihm zu Ehren ist der „Kruis-Marsch“ gewidmet, dessen Original-Partitur im Münchner Staatsarchiv aufbewahrt wird.

Im Jahre 1881 ging die Leitung der Blasmusik in die Hände des Militärmusikers Karl Hiesinger (geb. 1857) über. Aus dieser Zeit sind uns zweit weitere Musikanten bekannt: Anton Hölzl und Jakob Schmiederer (Bäckerwirt in Neukirchen). Detaillierte Informationen zu den Auftritten der Musikanten liegen leider nicht vor.

Im Jahr 1900 ging das Dirigentenamt dann an Edmund Hölzl sen., der wiederum die Stabführung 1919 an seinen Sohn Edmund Hölzl jun. (geb. 1888) übergab. Dieser Edmund Hölzl jun. war es auch, dem der Musikverein seine Chronik verdankt. Da sämtliche Aufzeichnungen der Vereinstätigkeiten von der Gründungszeit bis zur Zeit nach dem 2. Weltkrieg verschollen sind, wurde die Chronik des Musikvereins auf der Basis der in den staatlichen Archiven verfügbaren Unterlagen und dem umfangreichen Wissen und enormen Gedächtnis von Edmund Hölzl erstellt. So kann aus dieser Zeit berichtet werden, dass zu den umliegenden Orten ein gutes Verhältnis bestand und die Blasmusik auch bei Festen wie zum Beispiel in Meitingen, Biberbach, Riedheim, Echsheim, und dem Feuerwehrfest in Neukirchen aufspielte. Die Musikanten hatten auch bei den Nachbarkapellen in Aindling und Pöttmes ausgeholfen, zu denen sie ebenfalls ein sehr gutes Verhältnis pflegten.

Folgende Musikanten waren Mitglieder dieser Musikkapelle:   

 

Kaspar Gastl

  

Alois Groß

  

Josef Herb

 

Franz Xaver Reiter

 

Wilhelm Gastl

 

Xaver Brugger

 

Anton Hölzl sen.

 

Quirin Hölzl

 

Willi Kron

 

Nikolaus Pröll

 

Josef Weixler

 

Leonhard Fichtner

Die musikinteressierte Jugend wurde von Musikmeister Pengwitz ausgebildet, und es entstand um 1921 eine junge Blaskapelle, die 1923 bei einer Fahnenweihe in Ostendorf aufspielte. Erwähnenswert ist, dass der Lohn für jeden Musikanten aus einigen Zentnern Weizen oder anderen Naturalien bestand, da zu dieser Zeit die Inflation herrschte.

Im selben Jahr ging diese Jugendkapelle mit der Blaskapelle von Edmund Hölzl zusammen, von der folgende Musikanten bekannt sind:

 

Xaver Brugger

  

Quirin Hölzl

  

Ludwig Reiter

 

Anton Prigelmeir

 

Franz Xaver Reiter

 

Alois Groß

 

Josef Reiter

 

Ludwig Mertl

   

Eine zweite Musikkapelle entstand etwas später aus dem katholischen Burschenverein heraus unter der Leitung des Ortsgeistlichen, H.H. Geistlicher Rat Franz Xaver Stark.

Die folgenden Musikanten waren Mitglied der Burschenkapelle:

 

Josef Klaus

  

Hans Gastl

  

Matthias Ludl

 

Martin Gastl

 

Josef Hölzl

 

Nikolaus Pröll

 

Konrad Huber

 

Anton Strasser

 

Kaspar Appel

 

Josef Alt

 

Kaspar Fuller

 

Josef Zewinger

 

Hans Schreier

 

Benedikt Kienberger

   

Josef Klaus, geboren 1904, übernahm die Leitung der Burschenkapelle, die zum ersten Mal am 2. Dezember 1925 bei einem Ständchen für deren Gründer an die Öffentlichkeit trat.

Auch diese Kapelle musizierte bei vielen Veranstaltungen und Festen und machte die Musik zu einem kostbaren Kulturgut in unserer Gemeinde.

Mit Ausbruch des 2. Weltkrieges kam das musikalische Leben in Thierhaupten vollends zum Stillstand. Der Krieg hatte beachtliche Lücken in die Reihen der Musikanten gerissen. Der Wiederaufbau der Blasmusik in Thierhaupten nach dem 2. Weltkrieg war sehr schwierig. Als Josef Klaus 1946 aus französischer Gefangenschaft heim kam, wurde der Neubeginn mit den verbliebenen Musikanten aufgenommen. Nur durch das Schaffen und die unermüdliche Begeisterung dieser Musiker war es möglich, dass die Musikkapelle schon 1947 zur Hochzeit von Sofie Praßler und Anton Egenberger wieder aufspielte.

Von Dirigent Josef Klaus wurde sehr bald erkannt, das ohne die rasche Aufnahme der Nachwuchsausbildung der Fortbestand der Blaskapelle sehr gefährdet war. Im Jahr 1947 begann er daher mit der Ausbildung interessierter Jugendlicher. Nach zweijähriger, intensiver Ausbildung war diese Gruppe dann bereits in der Lage, öffentlich aufzutreten. Einer der ersten Anlässe hierfür war die Fahnenweihe der Freiwilligen Feuerwehr Bayerdilling im Jahr 1949.

Im gleichen Jahr spielte diese Jugendkapelle, erstmals von dem 16-jährigen Josef Klaus jun. geführt, beim Trachtenfest in Augsburg.

Im Jahr 1951 übergab Josef Klaus sen. den Dirigentenstab an seinen Sohn Sepp Klaus, der damit im Alter von nur 18 Jahren die Verantwortung für den Musikverein trug. Mit dieser Übergabe beendeten alle Senioren, die nach dem 2. Weltkrieg wieder musizierten, ihr aktives musikalisches Wirken und wurden zu Ehrenmitgliedern ernannt. Die musikalischen Aktivitäten übernahmen nun die jungen, seit 1947 ausgebildeten Musikanten. Diese kleine Kapelle spielte bis 1954 zu sämtlichen Anlässen auf, bei denen Musik benötigt wurde, und setzte sich aus den folgenden Mitgliedern zusammen:

 

Sepp Klaus (Dirigent, Trompete)

  

Bruno Kron (Baßtrompete)

 

Peter Klostermaier (Trompete)

 

Rudolf Schalk (Tenorhorn)

 

Johann Gastl (Trompete)

 

Franz Hölzl (Posaune)

 

Benedikt Kienberger (Flügelhorn)

 

Konrad Hölzl (Es-Trompete)

 

Sepp Hackenberg (Schlagzeug)

 

Willibald Schalk (Tuba)

 

Georg Häckl (Trompete)

   

Nach Meinungsverschiedenheiten und Querelen zwischen einigen Musikanten und dem Dirigenten trennte sich die Kapelle und es gab fortan, wie auch schon 1925, wieder einmal zwei aktive Blaskapellen in Thierhaupten.

Einige Musikanten musizierten weiterhin mit Sepp Klaus. Jedoch Peter Klostermaier, Konrad Hölzl, Franz Hölzl und Georg Häckl verließen die Kapelle und gründeten eine eigene Formation. Es wurden zusätzlich junge Leute an den noch fehlenden Instrumenten von Peter Klostermair ausgebildet. Damit hatte diese Kapelle folgende aktive Musikanten:

 

Peter Klostermaier (Dirigent, Trompete, Saxophon)

  

Lorenz Klostermaier (Tenorhorn)

 

Konrad Ludl (Basstrompete)

 

Herbert Horn (Flügelhorn)

 

Willibald Fuller (Flügelhorn)

 

Franz Hölzl (Tuba, Posaune)

 

Konrad Hölzl (Es-Trompete, Saxophon)

 

Anton Hölzl (Tenorhorn)

 

Wernen Schneider (Trompete)

 

Sepp Hackenberg (Schlagzeug)

 

Josef Hammerl (Schlagzeug)

 

Georg Meier (Posaunen-Maier)

 

Georg Häckl (Trompete)

   

Da in den Fünfziger Jahren viele Tanzveranstaltungen abgehalten wurden, waren Tanzkapellen „in“ und aus der Kapelle Klostermaier formiert sich eine Tanzkapelle, die sich fortan „D`Lechspatz´n“ nannte. Faschingsbälle, Hochzeiten, Vereinsfeste, Gartenfeste und Tanzveranstaltungen, auch im Freien, wie z.B. „Zur Lechbrücke (Zoll)“, auf Schloss Scherneck und viele andere Veranstaltungen wurden bestritten.

Die Musikanten um Sepp Klaus, der ebenfalls einige interessierte junge Burschen ausbildete und in seine Kapelle aufnahm, waren:

 

Sepp Klaus (Dirigent, Trompete)

  

Bruno Kron (Basstromete)

 

Willibald Schalk (Tuba, Tenorhorn)

 

Rudolf Schalk (Tenorhorn)

 

Johann Gastl (Trompete)

 

Michael Gastl (Tuba)

 

Alber Gastl (Flügelhorn, Saxophon)

 

Benedikt Kienberger (Flügelhorn)

 

Edmund Hölzl (Posaune)

 

Wolfgang Klaus (Trompete, Klarinette, Saxophon)

 

Peter Birkner (Posaune)

 

Horst Podwisofski (Flügelhorn, Saxophon)

 

Karl Baumann (Flügelhorn)

   

Auch innerhalb dieser Blasmusikkapelle entstand eine Tanzkapelle, die ebenfalls zu den verschiedensten Tanzveranstaltungen aufspiele und auch andere Festivitäten musikalisch gestaltete.

Das Vereinsleben um den eigentlichen Musikverein war fast erloschen, als man sich 1963 besann, und die musikalischen Aktivitäten wieder gemeinsam im Rahmen des Musikvereins ausübte.

Das Vereinsgeschehen schleppte sich jedoch mehr oder weniger zäh und halbherzig dahin. Das hielt sich, bis im Jahr 1965 der Obst- und Gartenbauverein ein Blütenfest organisierte, zu dem der Musikverein aufspielen sollte. Josef Klaus übernahm die Führung und scharte nun alle notwendigen Musikanten um sich. Seiner Ausdauer ist es zu verdanken, dass eine vollständig besetzte, gute Blaskapelle beim Blütenfest aufspielte.

Von diesem Zeitpunkt an ging es nun stetig vorwärts und im Jahr 1967 wurde durch den Musikverein der Grundstein für die Thierhaupter Festwoche gelegt. Das Musikfest auf dem Festplatz an der Ötzer Straße war der Start der inzwischen zur stetigen Einrichtung gewordenen jährlichen Festwoche.

In diesem Jahr trat der Musikverein Thierhaupten auch dem Allgäu-Schwäbischen Musikbund bei.

Dieses Musikfest 1967 war auch der Anlass, die Nachwuchsarbeit innerhalb des Musikvereins mit vollem Elan und Einsatz voranzubringen. Zu diesem Zweck wurden musikinteressierte Jugendliche geworben und ausgebildet. Folgende einundzwanzig Buben und 3 Mädchen wurden an verschiedenen Instrumenten von Josef Klaus und dessen Bruder Wolfang ausgebildet:

 

Blaschko Alfred

  

Kiss Franz

  

Pfitzmaier Eugen

 

Erdle Josefine

 

Kinlinger Florian

 

Schreier Kaspar

 

Erdle Karl

 

Klaus Judith

 

Sperlich Johann

 

Groß Gottfried

 

Klaus Josef jun.

 

Strobl Peter

 

Hammerl Josef

 

Mair Stephan

 

Strobl Fritz

 

Heinrich Paul

 

Marzini Arnold

 

Strobl Werner

 

Herb Josef

 

Mehrwald Angelika

 

Specht Erwin

 

Kiss Gerhard

 

Neukirchner Georg

 

Urban Peter

Die Blasmusiker des Musikvereins gaben sich 1968 den Namen „Original D`Lechtaler Musikanten“. In diesem Jahr wurde Werner Schneider einstimmig zum 1. Vorstand gewählt. Sepp Klaus konnte sich nun als Dirigent seiner eigentlichen Aufgabe sowie auch der Ausbildung des musikalischen Nachwuchses voll und ganz widmen. Schon 1970 konnten die im Verein ausgebildeten Nachwuchsmusikanten in diese Kapelle integriert werden. In diesem Jahr begann auch der Aufstieg dieser Kapelle zu einer der beliebtesten und bekanntesten Festkapellen im heimischen Umkreis. Die musikalischen Anstrengungen wurden mit vielen schönen Erfolgen im In- und auch im Ausland belohnt.

Josef Klaus, der Dirigent des Musikvereins Thierhaupten, war neben dieser ausfüllenden Tätigkeit 18 Jahre lang zweiter Bezirksleiter im Allgäu-Schwäbischen Musikbund, Bezirk 15, davon 1 Jahr kommissarischer 1. Bezirksleiter.

Unter dem Vorstand Werner Schneider wurde die Vereinsgeschichte erforscht und zahlreiche staatliche, kommunale und kirchliche Archive wurden bemüht, um in den Besitz von historischen Unterlagen und Dokumenten über den Musikverein zu gelangen. Eine Chronik wurde dann auf Basis dieser Dokumente und aufgrund der Informationen der damaligen Ehrenmitglieder von Frau Sofie Merwald erstellt.

Der Musikverein gab sich eine neue Satzung und wurde ins Vereinsregister eingetragen. Damit war die rechtliche Grundlage für die zukünftige Vereinsarbeit geschaffen. Im Jahr 1977 wurde eine Jugendkapelle mit 55 Mitgliedern ins Leben gerufen, deren Musikantinnen und Musikanten die Basis des heutigen Musikvereins bilden. Seitdem wurde die Jugendausbildung kontinuierlich weitergeführt und die Möglichkeit der Ausbildung ständig verbessert.

Nach all diesen Anstrengungen um die Blasmusik in Thierhaupten wurde der Wunsch nach einem eigenen Vereinsheim immer größer. Als Probelokal dienste seit 1863 ein Raum beim Klosterwirt. Diese Wirtschaft wurde später vom Klarinettisten Heinz Grund und seiner Frau Vroni gepachtet, die dem Musikverein auch Räumlichkeiten für die Ausbildung von Jugendlichen zur Verfügung stellten. Auch im „Kienberger Haus“ (heute Abt Caspar) stellte die Marktgemeinde einige Räume für die Jugendausbildung zur Verfügung.

Die jahrelangen Bemühungen um ein eigenes Vereinsheim blieben jedoch erfolglos, bis 1983 der Markt Thierhaupten das ehemalige Benediktinerkloster käuflich erwerben konnte. Jetzt war die Verwirklichung eines Musikheimes in greifbare Nähe gerückt, und der Musikverein, immer noch unter der Führung des 1. Vorstandes Werner Schneider, beantrage die Nutzung des ehemaligen Schweizerhauses als Vereinsheim beim Markt Thierhaupten. Dieser Antrag wurde positiv entschieden und mit Eifer und vollem Einsatz begannen die Vereinsmitglieder mit den baulichen Aktivitäten. Sehr bald schon bremsten jedoch Anordnungen des Amtes für Denkmalpflege sowie bauliche Untersuchungen, die sich über Jahre hinzogen, den Fortgang der Arbeiten am neuen Vereinsheim. Pessimismus breitete sich unter den Mitgliedern aus. Viele Verhandlungen und Besprechungen wurden durchgeführt, bevor der Ausbau des Gotischen Baus und des 1 OG des Schweizerhauses zum Musikheim weitergeführt werden konnten.

Nur dem sehr großen Engagement, dem Durchhaltevermögen und dem intensiven Einsatz der Vereinsmitglieder ist es zu verdanken, dass im Sommer 1990, unter dem neuen Vorstand Josef Herb, nach ca. 7-jähriger Bauzeit das Musikheim durch Pfarrer Werner Ehnle eingeweiht, und seiner Bestimmung übergeben werden konnte.

Im ehemaligen Hühnerstall wird nun musiziert, und ein neuer Abschnitt in der wechselvollen Geschichte dieses historischen Gemäuers hat begonnen.